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12.07.2024

Mittagsimpulse in der Willibaldswoche geben spirituell und auch räumlich neuen Einblick

Mitarbeitende des Bistums bereiten sich auf die Mittagsimpulse vor (von links): Stephanie Bernreuther, Korbinian Müller, Bettina Lübeling und Markus Wittmann. Foto: Gabi Gess/pde

Ein Blick in den Innenhof. Foto: Gabi Gess/pde

Auch Bischof Gregor Maria Hanke und Nachhaltigkeitsreferentin Lisa Amon haben einen Mittagsimpuls gestaltet. Foto: Gabi Gess/pde

Eichstätt - Was sich hinter dieser unscheinbaren, stets verschlossene Holztür an einer Mauer zwischen dem Ostchor des Doms und dem Nachbargebäude befindet, das wussten nicht einmal alteingesessene Eichstätter. Die Willibaldswoche aber hat, passend zu ihrem diesjährigen Motto „Öffne dich“, Einblick gewährt: Hinter der Tür liegt der kleine Innenhof St. Willibald, der im Zuge der Domsanierung instandgesetzt wurde und nun die ideale Kulisse für ein neues Angebot im Rahmen der diözesanen Festwoche abgab: Die Mittagsimpulse, die täglich ab zwölf Uhr starteten. Fünf Teams,  unter den Mitarbeitenden auch Bischof Gregor Maria Hanke, gestalteten die Treffen für alle Interessierten, die sich eine halbstündige Auszeit nehmen wollten.

„Richtig heimelig hier“

Um eine ganz besondere Familie dreht sich der erste Mittagsimpuls: Dr. Marion Bayerl, Referentin für Ehe und Familie im Bischöflichen Ordinariat, und Markus Wittmann, Leiter des Fachbereichs „Glaube und Liturgie“, denken über den heiligen Willibald und die Seinen nach: Eine Sippe, in der e , so Wittmanns Vermutung, sicher auch Querelen und Geschwisterzoff gegeben habe, wie in jeder normalen Familie. Und die doch zur „heiligen Familie Eichstätts“ geworden sei, jeder auf seine Weise. Walburga etwa sei den Menschen nicht nur im Gedächtnis geblieben, „weil sie so einen tollen großen Bruder hatte“, überlegt Bayerl. Zumal historisch gar nicht gesichert sei, dass sie jünger als Willibald war. Dessen Lebensstationen skizziert Wittmann anschließend anhand von Aufzeichungen der Nonne Hugeburc aus dem späten 8. Jahrhundert.

Ja, er erinnere sich noch daran, diese Beschreibungen in der Rebdorfer Realschule gehört zu haben, meint ein junger Angestellter des Eichstätter Landratsamts nach dem Impuls. Mit zwei älteren Kolleginnen ist er in der Mittagspause extra vom neuen Dienstleistungszentrum im Eichstätter Westen zum Dom gekommen, „ganz freiwillig“, wie er lächelnd betont. Für eine seiner beiden Begleiterinnen ist der Mittagsimpuls ein Blick über den Tellerrand: Sie wohnt im Bistum Augsburg, das ebenfalls in diesen Tagen mit der „Ulrichswoche“ seines Diözesanpatrons gedenkt und engagiert sich stark in ihrer Pfarrgemeinde. „Ich fand das jetzt so richtig heimelig in diesem Innenhof“, meint sie beim Gehen, während zwei andere Frauen sich einig sind, dass die kurze Betrachtung zu den Bistumspatronen „auch für Touristen ein schöner Vortrag gewesen wäre“.

Neu betrachten lernen

„Was haben wir für schöne Plätze“, mit diesem Ausruf betritt Bischof Gregor Maria Hanke tags darauf erstmals den Innenhof St. Willibald. Mit der diözesanen Umweltreferentin Lisa Amon gestaltet er den zweiten Mittagsimpuls unter dem Motto „Schönheit der Schöpfung“. „Dürfen wir rein? „, fragt eine ältere Dame, „mein Mann hat gestern entdeckt, dass die Tür offen steht“. Das Paar gesellt sich zu den etwa zwei Dutzend Zuhörenden, denen der Bischof die Augen öffnet für die vielen Bilder aus dem Bereich Landwirtschaft und Natur, die das Neue Testament enthält. Unter anderem spricht er das Gleichnis vom Sämann an, das Mut machen könne für die heutige Pastoral. Ermutigen will er auch, bewusst immer wieder die Wunder der Schöpfung zu bestaunen, sie seien nicht weniger als Instrumente der Verkündigung.

Ob das auch für die blühenden Disteln gilt, die Amon in einem großen Weidenkorb zwischen fast reifen  Getreideähren arrangiert hat? Ja, meint die Umweltreferentin und lädt ein, das vermeintlich lästige Unkraut beim nächsten Spaziergang einmal mit anderen Augen zu betrachten, als eine Planze, die mit allen Böden zurechtkommt, tiefe Wurzeln und reichlich Blüten bildet, die Insekten nähren.

Einladende Klänge, verhaltene Resonanz

Bettina Lübeling, Referentin für kirchliche Jugendarbeit und Jugendbildung  und Diözesanjugendseelsorger Domvikar Korbinian Müller blicken am nächsten Tag auf die historische Beschreibung von Willibalds Jugendjahren und machen sich Gedanken darüber, was junge Menschen von heute damit anfangen können. So wie Willibald etwa im italienischen Kloster Montecassino  seinen Platz suchte und fand, so sei es auch heute wichtig, Gemeinschaft zu erleben, „die mich annimmt, mich anspornt, mich ernst nimmt“. Und, meint Müller, „Hand aufs Herz: Ein bisschen Abenteuerlust wird schon auch dabei gewesen sein bei seinem Aufbruch in fremde Länder“. So, wie auch heute junge Menschen Lust auf Neues, auf Veränderung hätten. Passend dazu zitieren er und Lübeling aus dem nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Christus vivit“ des Papstes an junge Menschen: „Werft die Ängste, die euch lähmen, über Bord, damit ihr euch nicht in jugendliche Mumien verwandelt. Lebt! Widmet euch dem Besten des Lebens! Öffnet die Käfigtür und fliegt hinaus!“ Eine mitreißende Botschaft. Schade, dass es im Innenhof St. Willibald an jungem Publikum fehlt, das diese Worte vernimmt. Jung ist immerhin der Komponist des modernen Willibaldslieds, das Lübeling und Müller zum Schluss anstimmen: Tobias Walter, der sich ehrenamtlich in der Ministrantenarbeit des Bistums engagiert.

Rhythmische Gitarrenklänge dringen am folgenden Tag aus dem Innenhof St. Willibald: Angelika Netter, Barbara Ulrich, Eugen Hartleitner und Markus Oelsmann, die den Impuls „Kirche unterwegs“ gestalten, haben einen pensionierten Kollegen,  Freizeitmusiker Bernhard Gruber, angeheuert. Während sie sich noch abstimmen, füllen sich die Bänke langsam. Ein älterer Herr mit Stoffhut outet sich als Urlauber: „Als ich ankam, hab ich mit Freude festgestellt, dass Willibaldswoche ist.“ Schon seit Wochenbeginn kommt er täglich zum Mittagsimpuls, „und morgen geh ich auch nochmal hin!“ Ein sportliches Paar schiebt seine Räder in den Innenhof. Die beiden kommen aus Aachen und durchqueren gerade das Altmühltal.

Weil an diesem Tag das Gedenken an den heiligen Bonifatius gefeiert wird, stellt der Impuls ihn und drei weitere für Eichstätt bedeutsame Heiligengestalten in den Blickpunkt: Willibald, Walburga und Lioba. Was wären heute ihre Botschaften? Wie würde Bonifatius mit Suchenden, Ausgetretenen, Zweifelnden reden? Was wünschte sich Walburga für die Frauen im Bistum? Ideen und Vorschläge können die Anwesenden auf Zetteln als kleine Botschaften an die Bistumsleitung formulieren. So wie sie auch Gedanken und Anregungen in das Willibaldswochen-Dialogbuch schreiben können. Es liegt bei jedem Mittagsimpuls auf.

Vielversprechende Premiere

Der fünfte, abschließende Impuls, den Caritas-Präses Dompropst Alfred Rottler und Diakon Thomas Rieger gemeinsam leiten, lautet „Nächstenliebe“. Der Dienst am Nächsten, griechisch: Diakonia, sei eine der drei Grundvollzüge der Kirche, erläutert Rieger vorab. Nicht nur an ihn als Notfallseelsorger richte sich dieser Auftrag, den er und Rottler im Mittagsimpuls ausdeuten: Ist das wirklich praktikabel, was Jesus da fordert: Halte dem, der dich schlägt auch noch die andere Backe hin! Heißt Nächstenliebe wirklich sich aufzuopfern – also so wie der Pelikan in der Legende? Vom Markusevangelium bis zum jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber schlagen Rieger und Rottler den Bogen.

Tiefgang und Besinnung inmitten des Alltags – die Mittagsimpulse zeigen, wie es gehen kann. Für das verantwortliche Team auf jeden Fall ein Grund, über eine Fortsetzung nachzudenken.

Gabi Gess/pde

Gottesdienste im Dom

Wegen der Domsanierung finden derzeit keine Gottesdienste im Dom statt. Die Wiedereröffnung des Domes ist für den 20. Oktober geplant. Weitere Infos.

Alle Gottesdienste werden bis 19. Oktober in der Schutzengelkirche am Leonrodplatz gefeiert. 

Domsanierung

Seit April 2019 laufen umfassende Sanierungsmaßnahmen im Eichstätter Dom. Nähere Informationen.